PRIVATE WEDNESDAY mit Tom Jung
Wer Tom Jung sieht, ist sofort fasziniert von ihm. Er strahlt eine schon fast unverschämte Eleganz aus, die Blicke auf sich ziehen. Dies hat er nicht nur seinem beeindruckenden Bart zu verdanken! Als gelernter Friseur weiß er natürlich, worauf er bei der Bartpflege achten muss.
MAENNERSTYLE: Seit den 80ern kennt man Dich mit Bart. Seitdem hast Du viel herumexperimentiert: vom Pornobalken kam es zum Dreitagebart, danach einen kurzen Bart - und schließlich bist Du seit 2 Jahren beim prächtigen Rauschebart hängengeblieben. Was hast Du in dieser Zeit barttechnisch alles erlebt?
Tom Jung: Nun ja sagen wir mal so es gibt wohl keinen Bartspruch den ich nicht schon kenne, generell aber hab ich nur selten mal einen bösen Spruch gedrückt bekommen. In der Regel fragen viele wie lange es gedauert hat den Bart so lang zu bekommen und immer mal wieder greifen einem fremde Menschen einfach ins Gesicht.
MS: Auf der diesjährigen Barber Convention in Düsseldorf (16. Und 17. September) hast Du Dich über Altbewährtes sowie Neuheiten informiert. Was kannst Du dem Barträger von heute empfehlen?
TJ: Na zunächst mal finde ich es super das es immer mehr Barbershops gibt, so muss man nicht mehr zwischen Frauen, Strähnchen und Lockenwicklern sitzen um sich als Mann die Haare oder wie bei mir den Bart schneiden zu lassen. Es ist schon toll in einen solchen „Only Men Shop“ zu gehen, einen guten Whisky oder was auch immer zu bekommen und sich dabei stylen zu lassen.
Inzwischen gibt es ja jede Menge Produkte die speziell für den Mann gemacht werden, da muss man sich mal ein bisschen durchprobieren um das richtige Produkt zu finden. Ich selber benutze da ganz gerne Naturprodukte. Ich bin auch immer offen dafür neue Produkte zu testen und auszuprobieren. Wenn möglich ziehe ich aber Naturprodukte vor. Was mir aufgefallen ist, dass die Produkthersteller ihre Palette erweitert haben, so gibt es jetzt auch zu den Bartölen, Shampoos, Bartseifen, usw. nun auch weitere Pflegeprodukte wie Parfums, Gesichtscreme und Gesichtsmasken für den Mann, die dann aufeinander abgestimmt sind was den Duft angeht. Zu den Trends... Ich glaube was man wieder öfter sehen wird sind gezwirbelte Schnurrbärte, auch in Verbindung mit Vollbart, dazu werden sich die klassische Herrenschnitt immer wieder durchsetzten.
MS: Beim Barber Convention Club ziert ein Bild von Dir im Dezember deren Jahreskalender. Wie kam es dazu?
TJ: Da hat mich mein Bart Bro Ron Vogler aufmerksam gemacht und gefragt, ob wir da nicht zusammen teilnehmen wollen. Er hat dann ein Bild von mir mit hingeschickt und wir haben das dann zusammen gemacht. In Freiburg wurden wir im Barbershop bei „The Heritage“ gestylt und dann von Fotograf Max Galli für den Kalender abgelichtet.
MS: Was war das lustigste Erlebnis in Zusammenhang mit Deinem Bart?
TJ: Ganz süß war mal beim Einkaufen im Supermarkt ein kleines Mädchen, so ca. 4 Jahre alt, welches erschrocken vor mir stand und meinte „Du, Nikolaus frierst du nicht ohne Deine Mütze?“.
MS: Was ist denn Dein Lieblingsoutfit? Und was genau macht es aus?
TJ: Wirkliche Lieblingsoutfits habe ich eigentlich nicht. Ich versuche meinen eigenen Mix hinzubekommen. Da mixe ich gerne Neues mit Sachen aus meinem Kleiderschrank, auch wenn es mal nicht grade der neuste Trend ist finde ich das gar nicht schlimm. Im allgemein aber hab ich ein gutes Händchen dafür ein Outfit so hinzubekommen, dass ich mich wohlfühle und es auch cool aussieht.
MS: Was hältst Du eigentlich von Second-Hand-Shops? Kommen sie für Dich in Frage?
TJ: Finde ich klasse, wenn da was dabei ist was mir gefällt, schlage ich sofort zu. Da findet man schon mal ein tolles Stück, was man super mit seinen Sachen kombinieren kann.
MS: Wann und wo hast Du die Hose (T-Shirt, Mütze, Schuhe, etc.) gekauft, die Du auf dem Foto trägst?
TJ: Ich kaufe eigentlich da, wo mir was gefällt. Bei alternativen Outfits wie diesem stehe ich voll auf Wondrous, eine kleine Manufaktur aus Köln, die aus alten Stoffen neue sehr coole Klamotten herstellen. Dann finde ich die Sachen von Hannes Roether klasse, ich würde sagen mein Lieblings Designer, leider ist kein Shop in meiner Nähe. Aber wenn ich mal in Berlin bin finde ich die bei Müller + Reiz immer was von ihm. Aber auch Xagon Men, einem Italienischer Hersteller, finde ich klasse, da hab ich die Möglichkeit bei Stielsinn in Siegen was zu finden. Die restlichen Accessoires kaufe ich da wo mir was gefällt. Es müssen auch keine namenhaften Marken sein, wenn mir was gefällt ist mir das egal.
MS: Welche Farbe trägst Du gerne an, wenn Du gut drauf bist?
TJ: Ich bin fast immer gut drauf ;-) Also schwarz ist schon meine Lieblingsfarbe, in der ich mich immer wohl und auch gut angezogen fühle. Aber auch hier muss ich sagen: was mir gerade gefällt ist OK, und da würde ich mich auch nicht festlegen wollen, wobei ich mich mit großen Mustern sehr schwer tue. Da bin ich glaube ich nicht der Typ, zu dem das passt.
MS: Tom, Du hast auch ein Tattoo, welches Du Dir während Deiner Bundeswehrzeit auf der Reeperbahn hast stechen lassen. In 2015 hast Du Dich mit diesem verunglückten Meisterwerk bei der Cover-Up Show „Horror Tattoo“ beim TV Sender Sixx beworben. Erzähl uns davon!
SK: Ja, genau! Ich hatte diese Gurke am rechten Oberarm und ein Freund rief mich an und meinte: „Hör mal, Du hast doch dieses kack Tattoo am Arm - willst Du das nicht mal wegmachen lassen? Da gibt es eine Show beim TV Sender Sixx, wo man sich bewerben kann.“ Ich hab gar nicht überlegt und hab mich da für ein Casting beworben - und hatte nach 15 Minuten eine Zusage dafür. Dann erst hab ich daran gedacht, dass es natürlich eine TV Show ist und man da sicher im Fernsehen gezeigt wird. Entsprechend aufgeregt bin ich dann drei Tage später dort hin. Es waren so ca. 200 Leute da die sich mit ihrem schlechten Tattoo und der Geschichte dahinter dort beworben haben. Es gab mehrere Runden durch die man durch musste und so wurde dann der Kreis der Finalisten immer kleiner. Letztlich hatte ich das Glück auf meiner Seite und habe mit zwei weiteren Mitbewerberinnen „Horror Tattoo“ in Frankfurt gewonnen, und habe dann ein super Cover Up von Mike Mark bekommen. Wer die Sendung gesehen hat konnte sehen wie aufgeregt und nervös ich war, aber.... die Gurke ist Geschichte und jetzt hab ich ein tolles Tattoo vom Meister Mike Mark und bin froh, dass ich den Mut hatte dort mitzumachen!
MS: Später wurde dann bei SAT1 im Frühstücksfernsehen diese Sendung in einem 4 Min Beitrag erklärt, anhand Deines Beispiels. Danach kamen dann Fotografen auf Dich zu die gerne Fotos mit mir machen wollten. Wie bist Du mit dieser unerwarteten Situation umgegangen?
TJ: Das war schon sehr komisch ich dachte boooohhh, was wollen die den von dir! Es gibt doch nun wirklich so viele hübsche Männer die sie fotografieren können. Bis dahin gab es nicht ein Foto von mir, was ein Fotograf gemacht hatte. Ich hab mir dann gedacht OK, ich hab ja nichts zu verlieren und da ich sehr gerne Menschen kennenlerne, hab ich mich drauf eingelassen. Die coole Leute die ich dabei treffe, kennenlerne oder auch die mit denen ich inzwischen eine gute Freundschaft pflege, sind der Grund, welcher mich antreibt es weiter zu tun, es macht wirklich Spaß!
MS: Du bekommst viele Angebote zu den unterschiedlichsten Fotoprojekten. Welche Projekte begeistern Dich am meisten?
TJ: Soziale Projekte wie z.B. das von Fotograf Matthias Schüssler, der mit seinen Bildern auf die Stigmatisierung von Depressionserkrankungen aufmerksam machen will. Da gab es eine tolle Ausstellung in Marburg bei der Nacht der Kunst, das fand ich ganz klasse, aber auch einen Charakter in der Trilogie von Constanza S. Steinberg Büchern „Magie der Schatten“ zu sein, wo es bald einen Trailer zu geben wird, ist schon was ganz Besonderes. Aber auch alternative Projekte wie die Foto Novel „Koma“ von Thomas Ritzer war ein spannende Projekte, das mir viel Spaß gemacht hat .
MS: Spielst Du im Verein Fußball? Oder wie hältst Du Dich fit? Und für welchen Verein schlägt Dein Fußballherz?
TJ: Ha ha... ich und Fußball spielen... nee da muss ich passen! Aktiv war das nie ein Sport der mich gereizt hätte, aber als Hesse drücke ich natürlich immer der Eintracht Frankfurt die Daumen. Ansonsten habe ich ja ein Haus mit Garten, da gibt es natürlich immer was zu tun und wenn es die Zeit zulässt bin ich gerne mit meinem Monowheel unterwegs. Auch wenn es sich da um ein Elektromobil handelt trainiert es Gleichgewicht und Rückenmuskulatur ganz gut. Na und dann meine große Leidenschaft...Techno Musik feiern mit Freunden, da tanz ich dann auch schon mal gerne die ganze Nacht durch. So bleib ich hoffentlich noch ein bisschen fit!
MS: Als Landmensch bist Du auch wieder froh, wenn Du in Deinem Häuschen samt Garten entspannen kannst. Wie sieht Dein perfektes Wohlfühlwochenende aus?
TJ: Mit Freunden abhängen, auch mal Zuhause bleiben ist für mich sehr entspannend. Aber gute Musik von meinen DJ Freunden wie Alexander Aurel, Karotte, Frau Laura, Justin Cowley oder DJ Ami No um nur ein paar zu nennen, gehört da immer dazu. MS: Du hast einen sehr ausgefüllten Tagesablauf, was Dir wenig Zeit für Freizeit lässt. Trotzdem schwingst Du Dich ganz oft auf Dein Monowheel und fährst durch die Gegend. Wo fährst Du gerne entlang?
TJ: Fahren kann man hier in meiner Heimat überall ganz gut in der Natur. Aber ich hab das Teil immer dabei und wenn sich eine schöne Strecke findet unterwegs lass ich das Auto stehen und dreh einfach mal ne Runde.
MS: Du reist ziemlich gerne und hast schon viele Länder gesehen. Was hat Dich bisher am meisten fasziniert und wohin möchtest Du gerne noch? Gibt es da einen bestimmten Traum?
TJ: Ein Traum von mir war immer ein Wohnmobile zu besitzen und damit zu verreisen. Vielleicht klappt es ja noch! Träume sollte man nie aufgeben, auch wenn’s gerade nicht danach aussieht hab ich das immer im Hinterkopf- man weiß ja nie...! Auf meinen Reisen war ich sehr von den Menschen in Asien begeistert, die Freundlichkeit, mit der sie fremden Menschen begegnen finde ich ganz toll. Deswegen würde ich auch gerne mal nach Thailand, da war ich noch nicht.
Aber es gab auch diese Reise nach Italien, wo ich am 2.8.1980 nur durch Zufall und mit sehr viel Glück den Terroranschlag auf den Bahnhof in Bologna überlebt habe, bei dem viele Menschen ihr Leben lassen mussten. Bis heute fühle ich mich auf Bahnhöfen schrecklich unwohl.
MS: Der legendäre Pop-Art-Künstler James Rizzi hat es Dir sehr angetan. Seine Welt ist fröhlich, bunt und voller Schätze, die entdeckt werden will. In seiner Arbeit steckt viel Leidenschaft, sogar Demut und Dankbarkeit, die man bei Dir ebenfalls sieht. “The past is history, tomorrow is a mystery, today is a gift.“ Dies ist Rizzis Tugendlehre in kondensierter Form. Was sagt Dir der Blick ins mysteriöse Morgen?
TJ: Ja, das stimmt! James Rizzi war schon ein toller Künstler und wahrlich, seine bunte Welt gefällt mir sehr gut. Ich lebe im jetzt und im heute, das ist wirklich ein Geschenk. Die Vergangenheit liegt hinter mir, die schönen Erinnerungen habe ich im meinem Kopf gespeichert, die schlechten sind Geschichte. Was dann morgen kommt und einem berührt, das wird man morgen sehen ;-)
MS: Was möchtest Du unseren Lesern gerne mit auf den Weg geben...?
TJ: Was ich meinen Mitmenschen hier in Deutschland gerne sagen würde: Wir hatten Glück in eins der reichsten Länder geboren zu werden. Nur wenigen Menschen auf dieser Welt geht es so gut wie uns hier in Deutschland. Jeder kann sich etwas sozial engagieren, das würde die Welt ein kleines bisschen besser werden lassen.
MS: Vielen Dank Tom für das spannende Interview! Wir wünschen Dir alles Gute für die Zukunft!